Egypt 3 Slot Canyon

Um den nächsten Canyon, den wir uns vorgenommen haben, zu erreichen, müssen wir wieder ein Stück die Hole in the Rock Road zurück fahren, was wir der Einfachheit halber noch am selben Abend erledigen. Über einen Weg, der Massimos Auto alles abverlangt (sowohl in Sachen Reifenhaftung als auch, was die Bodenfreiheit angeht), gelangen wir an den Egypt 3 Trailhead, wo wir direkt neben dem Parkplatz unser Lager für diese Nacht aufschlagen. Zu vorgerückter Stunde und bei kräftigem Wind nehmen Elke und ich unser Abendessen direkt im Zelt ein, und die Anstrengungen des Tages fordern alsbald ihren Tribut in Form eines schnell einsetzenden und tiefen Schlafes.

 
Nachtlager am Egypt 3 Trailhead
Der nächste Morgen empfängt uns (mal wieder) mit herrlichem Sonnenschein und ziemlicher Windstille. Da wir uns direkt am Parkplatz nicht ganz so wohl fühlen, fahren wir wieder ein paar hundert Meter den Weg zurück und parken die Autos an einer Stelle, die uns geeignet für das nächste Nachtlager erscheint. Erst danach machen wir uns wanderfertig und wagen den Abstieg in den Egypt 3 Slot Canyon.
Der Blick in Richtung Escalante River
Bevor es abwärts geht, genießen wir jedoch erstmal den Blick über diese großartige Landschaft. Diese Gegend wirkt auf einen Mitteleuropäer auch schon ohne die ganzen engen Canyons sehr fremdartig und abweisend, aber auch sehr interessant. Von unserem Standpunkt aus erinnert die Aussicht an eine Mondlandschaft, und nichts deutet darauf hin, dass es in den vor uns liegenden Abgründen den wasserführenden Escalante River gibt, welcher aber durch seine Erosion diese Landschaft erst geschaffen hat.
Steinköttel
Man fragt sich unwillkürlich, ob man hier Tierkot vor sich hat, aber diese etwa murmel- bis tischtennisballgroßen Kugeln sind in der Tat aus Stein. Aus was für Gestein sie bestehen, ist uns leider unbekannt, aber wie sie in diese Landschaft kommen, wird uns später noch klar: sie sind nämlich nahezu überall in den Canyonwänden eingeschlossen und werden erst bei fortschreitender Erosion freigelegt. Danach sammeln sie sich wie hier in kleinen Vertiefungen.
(Foto © 2002 Matt Chamberlain)
Im oberen Teil des Egypt 3 Slot Canyon
Zu Beginn der heutigen Wanderung laufen die Canyonände noch V-förmig auseinander und sind daher nicht sehr beengend. In diesem Teil des Canyons bestehen die einzigen Schwierigkeiten daher nur aus kleineren Klettereien abwärts sowie der Vermeidung eines Sonnenbrandes auf dem Kopf.
Wie vermeidet man nasse Füsse?
Einige hundert Meter weiter wird es jedoch schon etwas anspruchsvoller, gilt es doch, ein kleines Pothole mit trübem Wasser zu umklettern. Es sei gesagt, dass hier der Einsatz "richtiger" Klettertechniken bereits hilfreich ist, wie etwa die Ausnutzung der Reibung der Schuhe. Es sei auch gesagt, dass nicht alle Mitglieder der Gruppe erfolgreich in der Anwendung dieser Techniken sind, und dass wir dadurch die Tiefe dieses Potholes recht einfach zu "etwa knietief" bestimmen können ...
Der Mittelteil des Egypt 3 Slot Canyons
So schön dieser Teil des Canyons anzusehen ist, so anspruchsvoll ist seine Bewältigung. Zum einen schürft man sich durch die rauhen Wände sehr leicht Löcher in die Rucksäcke sowie die darin enthaltenen wasserdichten Beutel, so dass es dann mit der Wasserdichtigkeit alsbald vorbei ist. Zum anderen muss man hier zum Teil schon viele Meter am Stück seitwärts gehen, um durchzupassen. Da bekommt man auch als abgebrühter Canyoneer schonmal leichte klaustrophobische Anwandlungen.
Einen Schuh verloren ...
... hat hier Massimo, der damit die technischen Schwierigkeiten des Canyons unterstreicht. Ohne Schuh kann man natürlich nicht weiter wandern, allerdings ist es auch nicht ganz einfach, einen am Boden feststeckenden Schuh wieder zu bekommen. Wer darin keine Schwierigkeit sieht, sollte einfach mal versuchen, sich zwischen zwei Wänden im Abstand von 20 Zentimetern zu bücken ...
(Foto © 2002 Yen Chamberlain)
Abseilen im Egypt 3 Slot Canyon
Nach einiger Zeit gelangen wir dann in den wirklich interessanten Teil des Canyons. Dieser beginnt mit einer etwa acht Meter hohen Stufe, über die man sich in ein (trockenes) Pothole abseilt, aus dem man nur mit einigem Geschick und/oder der Hilfe seiner Wanderkollegen wieder herausklettern kann. Hier benutzen wir nur ein Einfachseil zum Abseilen, welches an einer kleinen Steinbrücke wenige Meter canyonaufwärts festgebunden ist und auf dem Rückweg (eine einfache Wanderung um diesen Teil herum) wieder eingeholt werden kann.
Sandsteinformationen
Zwar gibt es in anderen Canyons schönere Sandsteinwände, etwa im Antelope Canyon, aber dafür hat man hier keine Touristen vor der Linse stehen. Die pockenartigen Einschlüsse, welche man weiter oben im Canyon ständig sieht, sind hier vollkommen verschwunden und haben sehr fotogenen, glatten Wänden Platz gemacht.
Der untere Teil des Egypt 3 Slot Canyon
Kurz vor Ende des Canyons stoßen wir dann doch noch auf Wasser. Allerdings ist dies aufgrund des trockenen Winters maximal knietief, so dass man nicht schwimmen muss. Nachteil ist die grössere Dichte an toten Tieren sowie nicht zuletzt auch Fäulnisstoffen im Wasser, die einen etwas unangenehmen Geruch verbreiten und das Waten durch dieses Wasserloch zu einem eher zweifelhaften Vergnügen werden lassen.
Eine Herausforderung ist dagegen das Fotografieren ohne Stativ in diesem dunklen, feuchten Loch ...
Sandsteinformation
Nach diesem feuchten Teil ist der Canyon auch schon zu Ende. Eine kurze Wanderung außen herum bringt uns zurück zu unserem Seil sowie zu diesen Streifen im Boden, welche so wohl wirklich nur im Sandstein dieser Region zu finden sind.
Blick zurück vom Rim
Der Weg zurück zu unseren Autos führt querfeldein durch diese Sandsteinlandschaft. Ohne Karte und Kompaß sowie ein gutes Orientierungsvermögen kommt man hier wer weiß wo raus; selbst Matts Erfahrung kann nicht verhindern, dass wir nach der Ankunft am Rim, an dem dieses Foto entsteht, noch einen oder zwei Kilometer laufen müssen, bevor wir an unserem Lagerplatz für die nächste Nacht ankommen.

 
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